BLACK EYED PEAS in Berlin, Maria a.Ostbhf. am 29.09.2003

Der Job, einen Konzertbericht zu schreiben setzt voraus, objektiv zu bleiben und sachlich zu urteilen. Was also tun, wenn es um eine Live Band geht, die den Rahmen sprengt und eine Show präsentiert, die alles andere in die hinteren Ränge verweist. Aber zur Sache, man will ja objektiv bleiben:

Es ist Montag Abend, man hat sich schmerzhaft vom Wochenende gelöst und findet sich für den Gig der Black Eyed Peas in der Maria am Ostbahnhof ein. Das überwiegend junge Publikum trudelt langsam aber sich er ein, und gegen Showtime ist der Laden richtig voll. Eine dreiviertel Stunde nach Einlass findet man sich kollektiv vor der Bühne ein - keine Instinkthandlung, die Roadies machen sich am Equipment zu schaffen.

Schließlich tritt ein junger Mann scheinbar aus dem Publikum nach vorne. Seine Zigarette lässt er gemeinsam aufrauchen. Cody Chestnut betritt danach die Bühne, um sein Set als Support der Peas zu performen. Er hat von vornherein einen hohen Exzentrikfaktor: Neben seiner braunen Lederjacke trägt Chestnut eine regenbogenfarbigen Schal und eine Seemannsmütze. Als er schließlich seine erste Nummer anstimmt , begreift man: Der Mann lebt den Spirit der 70s! Sein bluesiger Rocksound bewegt sich von Philadelphia nach New Orleans, Gospel begegnet Woodstock, Rock ´n Roll is black! Als dann die Akkorde von "The Seed" (diesmal ohne die Roots) durch die Boxen erklingen, gibt es kein Halten mehr. Der Mann hat Soul und ein Vergleich zu Curtis Mayfield oder Jimi Hendrix liegt so nahe, wie Verstärker, E-Gitarre und Rhodes Piano!


Nach ca. 45 Minuten verlässt der gefeierte Soul Hippie die Bühne und die Roadies bereiten die Maria Stage ein letztes mal vor. It´s time for the Peas! Schneller als man schauen kann entern die vier den Raum. Mit "Hands Up" hat die Crew einen bombigen Opener, gleich gefolgt von "Fallin´ Up". Die Performance des neuen Gruppenmitglieds Stacey Ferguson aka Fergie dürfte so manchem Kritiker der Neuformierung den Kiefer auf den Boden klatschen lassen. So als wäre es nie anders gewesen jammt die Frau wie der geölte Blitz. Assoziationen zu Girl Groups blättern aus dem Bewusstsein wenn Fergie als vierter MC auf den Boxen steht und den knapp 400 Gästen Feuer unter dem Hintern macht. Die Veränderung der Peas scheint natürlich und fließend. Die Absicht, nur auf kommerziellen Erfolg zu schielen kann man spätestens jetzt widerlegen.

 

Die Freestyles - unter anderem eine Dancehalleinlage von Fergie - der multi -ethnischen Hip Hop Formationen rauben jedem im Saal die letzte Fassung. Eine Breakbeat Ska Einlage der unglaublichen Live Band der Peas (Drums, Bass, Keys & Horns) führt direkt zum Kracher "Joints & Jam". Taboo ergreift die Gelegenheit und legt einen Stage Dive hin, von dem so mancher Heavy Metal Fan träumt. Heftige B-Boy Aktion mit einem Breakdance Intermezzo bringen den guten alten Vibe wieder zurück. Pop Locks statt Pop! Endlich wieder das Gefühl, New- und Oldschool schauen sich in die Augen! "I Wanna Rock Right Now" begegnet mir zum ersten mal als Punk Version und der Appell von "Where Is The Love" kommt jetzt klar und fühlbar. Wiederholt kommt mir der Gedanke: BEP durchleben keinen Wandel - sie finden zu sich selbst!
Als Zugabe serviert die Crew uns Free Jazz Sounds und weitere Bomben von "Elephunk" ("Keep it Funky" und "Latin Girls"). Will.I.Am, apl.de.ap, Taboo und Fergie hinterlassen drei umgekippte Teenies (!)und eine Location mit dicken Tropfen an der Decke. Kein Zweifel, wir durften bei einer der besten Live Shows im Hip Hop dabei sein.

Die Kombination der beiden Acts macht trotz Ihrer musikalischen Unterschiede Sinn. Ein gemeinsamer Mindstate, dessen Auswirkung mehr ist, als das Peacezeichen nur in die Luft zu halten, macht die Black Eyed Peas & Cody Chestnut zu einem Line Up voller Soul Power. Wir verlassen die Maria, und die Frage "Where is The Love?" kann in diesem Moment knapp beantwortet werden: Sie war so eben auf der Bühne....

     
Words: Dominik 'Knixx' Wirth