Gibt
es Rap in Seattle? Boom Bap Project gibt die Antwort: es gibt ihn! Destro
und Karim haben mit viel Eigeninitiative und unermüdlicher Energie Boom
Bap Project zu Rang und Namen verholfen. Sie legen Wert darauf, HipHop
zu erhalten und allen Elementen dieser Kultur Raum zu geben. Jetzt touren
sie mit ihrem neuen Album "Reprogram" durch Europa, um ihren Standpunkt
auch hier unters Volk zu bringen.
hiphopfotos.com:
Wie habt ihr euch kennen gelernt und warum habt ihr euch entschieden,
zusammen Musik zu machen?
Destro: Wir haben alle schon vorher HipHop gemacht.
Ich war Teil der Gruppe Oldominion und habe außerdem Veranstaltungen
promotet, Karim hat zu dieser Zeit auch Promotion gemacht, so
haben wir uns bei einer der Veranstaltungen kennen gelernt.
Karim: Als wir uns getroffen haben, haben wir uns
entschlossen, ein paar Songs zusammen aufzunehmen. Wir mochten
beide die gleiche Art von Musik und hatten einen ähnlichen Vibe,
daher wollten wir ein paar Tracks übers Wochenende zusammen machen,
diese waren dann ziemlich gut. Also entschlossen wir uns, gemeinsam
nach Seattle zu ziehen, um einen Plattenladen zu eröffnen. Wir
arbeiteten weiterhin zusammen und wir wurden besser und besser.
Wir hatten Auftritte zusammen und entschieden uns für unseren
Namen: Boom Bap Project weil wir einen "Boom Bap" Style entwickelt
haben. Seit dem haben wir einfach immer weitergemacht. Wir trafen
unsere Produzenten Jake One und Vitamin, begannen zu touren und
viel aufzunehmen. Das machen wir seither immer intensiver.
Sneakers: Ich habe gerade erst angefangen, mit den
Beiden zu arbeiten. Seit 6 Monaten bin ich ihr DJ, bin also noch
neu. Ich bin ihr dritter DJ.
hiphopfotos.com: Der 2.Ttrack auf eurem Album heißt "Welcome
to Seattle". Wie ist die HipHop Szene in Seattle? Hat die Grunge
Szene in irgendeiner Art eure Musik beeinflusst?
Destro: Grunge war überall in Seattle, ich habe
aber nur ein wenig Grunge gehört. Seattle und der ganze Nordwesten
haben eine große Untergrund Szene, vor allem viele gute Produzenten.
Wir hatten aber nie irgendeine Industrie. Als Grunge groß wurde,
öffnete er uns keine Türen. Es gibt aber auf jeden Fall einen
eigenen Stil im Nordwesten. Wir wuchsen mit East Coast und West
Coast auf, der Nordwesten ist wie ein Schmelztiegel aller Musikrichtungen
und so lässt sich auch unsere Musik beschreiben.
Karim: Es ist schwierig einen Namen zu bekommen
da Seattle weder New York noch LA ist. Wir mussten hart arbeiten,
wir veröffentlichten unsere Musik, tourten durch die ganzen Vereinigten
Staaten alleine und buchten unsere eigenen Shows. Wir versuchten
jeden Kontakt zur Industrie zu nutzen um unsere Musik zu verbreiten.
Es ist für viele Künstler nicht einfach, Gehör zu finden. Man
muss es eigentlich so wie wir machen, alleine. Wir sind Teil einer
größeren Gruppe Oldominion, mittlerweile sind alle Künstler bei
Indie-Labels untergebracht. Wenn wir der Nordwesten sagen, repräsentieren
wir Seattle aber genauso Portland und Vancouver BC. Der Nordwesten
ist mehr als nur Seattle, dadurch, dass es so eine enge Gemeinschaft
ist, kennt jeder jeden, insbesondere uns, da wir soviel auf Tour
sind. Wir repräsentieren und setzten uns für den ganzen Nordwesten
ein und es ist uns sehr wichtig, unsere Botschaft und unsere Musik
zu verbreiten.
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hiphopfotos.com: Welches ist die Bedeutung hinter dem Titel Eures neuen
Albums "Reprogram"?
Destro: Im Grunde bedeutet der Titel, dass kommerzielle
Organisationen Menschen in eine bestimmte Denkrichtung lenken. Beispielsweise
Radiostationen in Amerika spielen immer die selbe Musik, bis Du nicht
anders kannst als sie zu mögen. Die Masse konsumiert nur. Die ganze
Sache mit der Reprogrammierung bedeutet, dass unsere Musik, die existierenden
Maßstäbe was guter HipHop ist, verändern soll. Jeder muss in der Lage
sein, für sich selbst zu denken.
Karim: Ich denke noch eine Stufe weiter; der gängige
Weg in Amerika und sogar in Europa ist: du gehst zu Schule, dann aufs
College, schließlich musst du dir einen Job suchen und arbeitest das
ganze Leben darin. Wir dagegen haben immer an unsere Musik geglaubt
und wollten nie etwas anderes tun, sie nimmt in unserem Leben den größten
Raum ein. HipHop Kultur bedeutet, sie zu leben! Das ist nicht das was
die Gesellschaft versucht Dir einzutrichtern, wir wollen das verändern.
Wir leben und sterben für diese Kultur. Musik ist alles was wir haben
und das einzige indem wir echte Experten sind.
hiphopfotos.com: HipHop zu erhalten taucht immer wieder in eurer
Musik auf. Könnt ihr erklären, wie ihr das tun wollt und warum es euch
ein solches Anliegen ist?
Karim: Es geht nicht so sehr darum, die Musik zu erhalten
aber mein Herz sagt mir, dass die beste Musik, zeitlose Musik ist. Es
gibt spezielle Alben, wie Midnight Marauders von Tribe Called Quest,
Wu Tangs 36 Chambers oder von De La Soul, ich könnte noch viele aufzählen.
Diese Alben sind zeitlos, sie zeigen uns, um was es im HipHop geht.
Heutzutage gibt es all die gehypten Alben, beispielsweise Nelly, keinen
Disrespect an irgendjemanden, aber heute ist es Nelly, morgen jemand
anderes und so schnelllebig geht es weiter. Das ist nicht das, was Musik
für uns bedeutet, wir atmen HipHop, wir versuchen, die Musik zu erhalten,
die gut war und noch etwas zu sagen hatte.
Destro: Es geht darum, die Kultur zu erhalten. Du bist
nicht HipHop, weil du einen gewissen Kleidungsstil oder Job hast. Du
kannst von 9 bis 5 arbeiten und trotzdem Teil der Kultur sein. Es geht
darum Tag für Tag Du selbst zu sein und fähig zu werden, Dich selbst
auszudrücken. Wir erkennen alle Elemente des HipHops an. Auf Grund des
Trends gibt es momentan keine Major Artists, die alle Element des Hip
Hops repräsentieren, es sei denn es ist für einen Videodreh oder einen
Foto-Shooting. Ihnen geht es darum, Platten zu verkaufen, das ist nicht
verwerflich aber nicht das, was wir tun wollen. Wir wollen dem wahren
HipHop eine Existenz sichern.
hiphopfotos.com:
Schreibt ihr eure Texte zuerst und sucht hinterher einen passenden Beat
oder schreibt ihr auf den Beat?
Destro: Normalerweise nehmen wir erst den Beat. Ich glaube
der Beat sagt mir, wie ich auf ihn zu rappen habe. Wir sind mit wirklich
guten Produzenten gesegnet, unsere Arbeit als Künstler ist es, den Beat
zu vervollständigen. Der Beat und die Texte sollten eine in sich stimmige
Einheit sein.
Karim: Ein Beat vermittelt auch immer eine Stimmung.
Ich höre mir immer für ein paar Stunden oder sogar Wochen einen Beat
an. Manchmal macht Dich ein Beat wütend, aggressiv oder traurig. Wir
fühlen welche Stimmung ein bestimmter Beat vermittelt und setzten dort
an.
hiphopfotos.com: Habt irgendwelche Solo-Projekte oder Pläne?
Destro: Ich arbeite momentan mit unterschiedlichen Künstlern,
ein paar von Oldominion aber auch mit anderen.
Karim: Destro arbeitet an einem Soloalbum. Ich arbeite
auch mit anderen Künstlern, ich mag es mit anderen zu arbeiten, es weckt
eine neue Seite in mir. Wenn wir mit Oldominion arbeiten, ist es manchmal
sogar schwer, uns wieder zu erkennen. Boom Bap ist wofür unser Herz
schlägt, aber es macht immer Spaß, auch in anderen Projekten mitzuwirken.
hiphopfotos.com: Mit wem würdet ihr in der Zukunft gerne zusammen arbeiten?
Destro: Mit vielen Künstlern, ich würde sehr gern mit
MCs wie Pharoah Monch oder Busta Rhymes arbeiten, auch MOP wäre toll.
Ich würde auch gern mit Bob James etwas machen, fast alle HipHop Gruppen
haben Samples von ihm benutzt. Es kann eine neue Seite in dir hervorbringen,
mit anderen zu arbeiten.
Karim: Für mich wäre es musikalisch gesehen toll mit
Timbaland oder RZA zu arbeiten, einfach wegen ihrer Beats. Ludacris,
De La Soul, Dr. Dre, Q-Tip sind alles Künstler, mit denen es Spaß machen
würde zu arbeiten. Wir sind nicht weit davon entfernt, mit denen zu
arbeiten mit wem wir arbeiten möchten. Wir kennen eine Menge Künstler
sehr gut.
hiphopfotos.com: Wer hat euch am meisten beeinflusst?
Destro: Run DMC war der Grund warum ich angefangen habe
mit rappen, außerdem Erik B und Rakim, NWA, ich könnte ewig weitermachen….
Karim: Für mich persönlich sind es Wu-Tang, KRS One,
Run DMC, De La Soul und Ice Cube, wir stehen immer noch unter dem Einfluss
von vielen Künstlern. Viele Jazz Künstler wie Al Green haben mich auch
beeinflusst.
Sneakers: Als ein DJ höre ich so ziemlich alles, viele
der lokalen DJ´s haben mich beeinflusst. Vorwiegend sind mir die frühen
Mitte-Neunziger am liebsten.
hiphopfotos.com: Was für Cd´s sind momentan in euren CD Spielern
bzw. welche Platten auf euren Turntables?
Destro: Ehrlich gesagt habe ich in letzter Zeit vor allem
Ghostfaces neues Album und De La Soul gehört.
Karim: Ghostface ist meine Nummer eins, außerdem Rest
in Peace an J Dilla, ich liebe seine Musik. Die alten Slum Village Sachen
höre ich viel. Hinzu kommt, dass wir viele Beats und Instrumentals hören
müssen.
Sneakers: Ich freue mich auf die neuen MobbDeep und Busta
Rhymes Alben.
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hiphopfotos.com: Ihr habt zwei Shows in Deutschland gehabt. Wie ist die
Stimmung hier, wenn ihr sie mit der in Amerika vergleicht?
Destro: Ehrlich gesagt empfand ich die Leute positiv, sie
haben uns ihre Liebe gezeigt aber wie es eben so ist, wenn die Leute dich
nicht kennen hören sie erst einmal zu. Ich habe das Gefühl, die Leute
hier sind sehr gebildet und sie haben die Möglichkeit zu vielen Shows
zu gehen. Bei manchen Shows komm ich von der Bühne und denke ich muss
schrecklich gewesen sein aber wenn ich mich dann mit den Zuhörern unterhalte,
verstehe ich, dass sie zugehört haben statt abzugehen. Wir haben gutes
Feedback nach beiden Shows bekommen. Bei dem 2. Auftritt waren ein paar,
die die erste Show auch gesehen haben, dieses Mal waren sie schon mehr
begeistert und das nächste mal wird dann noch besser. Wir versuchen immer
mehr Menschen zu erreichen, unser Album hatte nicht den besten Vertrieb
hier, deshalb sind wir hier, um alle wissen zu lassen wer wir sind!
Karim: Unser Label Rhymsayers ist recht groß für ein Indie
Label, ihr werdet dieses Jahr noch mehr davon hören. Aber zurück zur Frage:
man geht nicht auf ein Konzert, wenn man nicht weiß, wer auftritt und
die Lieder nicht kennt. Wenn ich zu einem Auftritt gehe, beispielsweise
KRS und er spielt "The bridge is over" ist das der Grund weshalb ich dort
bin. Wir mögen Berlin sehr, vor allem die Tatsache, dass die Menschen
hier die Kultur und uns respektieren. Ich glaube die Leute hier respektieren
Hip Hop sogar noch mehr als in den Staaten, vor allem ältere Künstler
und die Wurzeln des HipHops werden hier noch gefeiert.
Sneakers: Die DJs spielten alte, zeitlose Platten. In den
Staaten, zumindest in den Clubs, in denen ich spiele, kümmern sich die
DJ´s vor allem drum, was gerade im Radio läuft, hier zu sein ist wie frische
Luft einzuatmen. Wenn ich zurückgehe, werde ich versuchen diese Erfahrung
einzubringen und die Dinge etwas zu verändern.
hiphopfotos.com: In welchen Städten tretet ihr am liebsten auf?
Destro: Ich mag San Francisco, New York, Austin Texas und
Seattle, unsere Heimatstadt. Wir waren überall und oftmals überrascht
über Städte, in denen wir nicht mit Fans gerechnet haben. Ich bin auf
die Schweiz und den Rest von Europa gespannt.
Karim: Kanada war toll.
hiphopfotos.com: Ich hab gehört, dass ihr ein Einreiseverbot in Kanada
habt?
Karim: Wir haben nicht wirklich ein Einreiseverbot, lass
es mich so ausdrücken: wir können für einige Zeit nicht zurück aber wir
werden dort schon diesen Sommer wieder auftreten.
hiphopfotos.com: Seid ihr mit deutschem HipHop vertraut? Was denkt
ihr darüber?
Destro: Ich war überhaupt nicht mit deutschem HipHop vertraut,
bevor ich hier her kam. Den ersten Auftritt hatten wir mit Pyranja und
sie machte ihr Ding. Wir touren gerade mit Freunden aus Dänemark. Das
was ich vom deutschen HipHop gehört habe, gefällt mir sehr gut. Ich verstehe
nicht, was die MCs sagen, aber wenn sie flowen und ihre Stimme den Beat
reitet, mag ich das.
Karim: Ich habe Untergrund Zeug gehört, das ich sehr mochte,
weil es nicht versucht hat, US HipHop zu kopieren. Falls Deutsche versuchen
würden, wie Amis zu klingen, hätte ich nicht sonderlich viel Respekt,
aber sie haben ihren eigenen Stil gefunden. Das ist aber in Amerika das
gleiche, wenn du versuchst wie 50 zu klingen, wäre es armselig. Es ist
gut, Europa zu sehen und ich habe wirklich gute Sachen gehört. Von anderen
Kulturen zu lernen, ist Teil unserer Philosophie, wenn wir auf Tour sind.
Vielen Dank an Boom Bap Project!
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