Zum
krönenden Abschluss der HipHop Tage in Hamburg dieses Jahr, besuchten
wir Sonntags noch die Graffitiausstellung von getting up, einem Zusammenschluss
von Daddy Cool, Tasek und Daim. In einer großen Fabrikhalle waren Kunstwerke
der Künstler zu betrachten. Wer sich fürs Malen interessiert, dem wird
der Name DAIM sicherlich ein Begriff sein. Was damals 1989 mit dem Besprühen
eines Stromhäuschens begann, entwickelte sich bis heute zu einer einzigartigen
Malkunst. In seinen detaillierten und exakten Werken sind Kombinationen
aus Lichtspielereien und 3D-Perspektiven zu erkennen, wodurch er sein
Können unter Beweis stellt. DAIM ist Mitbegründer der T(rash) C(an)
D(esign) Crew, in der auch namhafte Maler wie Duke und Kewen vertreten
sind. Wir hatten die Gelegenheit, uns mit DAIM in Hamburg kurz zu unterhalten.
Dadurch entstand dieses interessante Interview, welches viel über Künstler
selbst und das was dahinter steckt verrät.
hiphopfotos.com:
Wann hat bei dir das Interesse fürs Malen angefangen und wie bist du
zu DAIM gekommen?
DAIM:
Angefangen zu sprühen habe ich 1989. Das kam einfach so zustande, dass
ich damals in Hamburg viele Bilder gesehen habe. Das war zur Zeit der
Hochphase, als alles ziemlich bunt war und die Züge vollgemalt waren.
Ich hatte schon die Musik gehört und so bin ich dann mit zwei Freunden
losgezogen und habe einfach mal ein paar Bilderchen gemalt. Wir hatten
zunächst überhaupt keine Anhaltsspur gekannt und es war wirklich so,
dass wir einfach mal losgelegt haben. Ich hatte mich früher CAZA genannt,
aber das war dann doch nicht so der passende Sprühername. Ich denke,
wenn man sich intensiv mit seinem Namen und den Buchstaben auseinandersetzt,
dann sollten das auch Buchstaben sein, die einem liegen. So bin Ich
dann auch zu dem Namen DAIM gekommen – das sind einfach meine Lieblingsbuchstaben.
Das hat absolut nichts mit dem Schokoriegel zu tun und hat auch keinen
tieferen Sinn.
hiphopfotos.com:
Inwieweit bist du noch in andere Hip Hop Elemente involviert?
DAIM:
So direkt eigentlich weniger. Klar höre Ich HipHop, speziell deutschen
Hip Hop und was eben gerade so angesagt ist. Ich habe natürlich auch
viele Freunde in der Szene und Leute, die auch selbst Musik machen.
Ich breake jedoch nicht, stehe auch abends nicht an den Turntables.
Ich stehe dem Ganzen jedoch ziemlich open minded gegenüber und interessiere
mich eigentlich für alles. Auch bin ich nicht so der strikte HipHop
Typ, der gleich ausflippt, wenn was anderes läuft und der immer gleich
einen fetten Beat hören will. Ich höre wirklich jede Musikrichtung,
stehe jedoch voll auf Breakdance, wenn ich’s sehe. Es ist wirklich nicht
so, dass ich nur in dieser Hip Hop Welt lebe, ich interessiere mich
auch für andere Sportarten. Ich finde, wenn man in einem oder mehreren
Teilen des Hip Hop steckt, dann heißt das nicht gleich, dass man in
diesem Kreis gefangen sein muss. Es ist viel wichtiger, Grenzen zu sprengen,
über den Tellerrand zu schauen und offen für neue Einflüsse zu sein,
das bringt das ganze auch weiter. Diese Einflüsse - gerade im Graffiti
sieht man sie auch in den letzten Jahren - die von außen durch Grafik,
durch Werbung, durchs Dreidimensionale reingekommen sind, bringen die
ganze Sache auch weiter.
hiphopfotos.com:
So kannst du als Außenseiter auch sicher die Entwicklung in den letzten
15 Jahren ganz gut beschreiben?
DAIM:
So stark bin ich eigentlich gar nicht in den HipHop involviert. Ich
gehe jedoch oft auf Jams und reise sehr viel. Dabei sehe ich, wie sich
der Hip Hop weiterentwickelt. Natürlich wird alles größer und wichtiger,
die Größe der Konsumentenschicht steigt an und es wird mehr Geld umgesetzt.
Es ist auch immer mehr Professionalität
mit dabei. Auch die Industrie merkt, was dahinter steckt und das Ganze
wird immer krasser vermarktet- egal, ob das jetzt Vor- oder Nachteile
bringt. Es ist cool, dass das, wovon man lebt und was man liebt jetzt
auch Erfolg hat und man damit Geld verdienen kann. Ich für meinen Teil
lebe seit fast acht Jahren vom Graffiti und konnte damit immer schon
so viel Geld verdienen, dass ich davon leben konnte. Andererseits ist
es nicht so, dass auf einmal alles schlagartig funktioniert und die
fette Kohle fließt. Aber man kann auf einmal andere Dinge umsetzen und
hat eine größere Akzeptanz. Sei es auch nur bei dem Besitzer der Halle
hier, der sich völlig offen gegenüber der Graffitiausstellung zeigte.
Vorher hätten die Leute gesagt „ mein Gott, Graffiti, damit will ich
nichts zu tun haben “. Heute ist auch alles viel relaxter, weil auch
die außenstehenden Leute kapieren, was Graffiti auch sein kann. Dass
das Illegale auch ein Teil von dem Ganzen ist und das wir ein Teil dieser
gesamten Szene sind. Man kann aber nicht sagen „ hier sind die Schmierer,
dort sind die Künstler“. Das ist alles eine Szene. Wir haben drin in
der Ausstellung Leinwände, Skulpturen, wir haben Grafiken und wollen
damit nur zeigen, dass das auch Graffiti sein kann und dass das etwas
ist, was sich aus dem Graffiti entwickeln kann. Es ist klar, dass bei
der Ausstellung immer die Frage da ist „ ist das eine Bild hier oder
das andere Bild da denn noch wirklich Graffiti?“.
Aber darüber muss man reden, darüber muss man diskutieren. Der
ein oder andere entfernt sich vielleicht auch so vom Graffiti, dass
dies dann damit nichts mehr zu tun hat. Aber er kommt aus der Szene,
er ist ein Graffitisprüher und
er bringt neue Einflüsse, wie beispielsweise Grafik oder Internetdesign,
in die Graffitikunst mit ein.
hiphopfotos.com:
Was inspiriert dich so, wenn du ein Bild malst und worauf basieren deine
Inspirationen im allgemeinen?
DAIM:
Das sind tausend Dinge. In erster Linie gewinne ich starke Inspirationen
durch das Zusammenarbeiten und den Austausch mit anderen Leuten. Speziell
auch mit Leuten, die man noch nicht kennt und die von weit her kommen
wie beispielsweise aus Australien, Brasilien oder so. Dadurch bekommt
man neue Styles und neue Einflüsse. Das inspiriert und motiviert einen.
Man muss einfach mit offenen Augen durch die Welt laufen. Ich sehe Graffiti
eigentlich als genau das gleiche wie die Hip Hop Musik. Es ist Sampling,
Sampling von Dingen, die man irgendwie aufnimmt und man baut sie neu
zusammen. Ich würde mal behaupten, dass das eigentlich nichts mehr Neues
ist. Die Frage ist, ob es heut zutage überhaupt noch irgend etwas Neues
gibt. Es sind alte Dinge, die neu zusammengesetzt werden, genau wie
in der Hip Hop Musik auch. Ich finde, das ist das spannende daran.
hiphopfotos.com:
Gibt es da spezielle Künstler oder Maler, von denen du dich beeinflussen
lässt?
DAIM:
Ich denke jeder, mit dem ich zusammenarbeite, beeinflusst mich. Auch
die Maler, die einen anderen Style und eine andere Richtung verfolgen,
beeinflussen mich. Auch in sofern, dass ich dann sagen kann “ hey, der
hat einen coolen Style, aber das Zeug mach ich nicht, das ist nicht
mein persönlicher Stil “. Dadurch wird einem klarer, was man nicht möchte
und es hilft einem, seine Ziele und Perspektiven klar abzugrenzen. Jeder
mit dem du malst beeinflusst dich auf irgendeine Art und Weise. Es ist
unglaublich wichtig, sich mit den Leuten auseinander zusetzen, gerade
wenn man zusammen malt und produziert. Du kannst nicht einfach dein
Ding durchziehen und die können nicht einfach ihr Ding durchziehen.
Man muss seine Arbeit immer ein bisschen variieren und auch anpassen.
Das ist genau das schöne daran, und das ist - im Vergleich zu anderen
Kunstszenen - an der Graffitiszene das Besondere. Ich meine, schaut
euch doch mal die anderen Künstler an, die alleine in ihrem Atelier
hocken. Sie ziehen ihr eigenes Ding durch und es findet nur wenig Austausch
statt. Keiner versteht es so richtig, weil sie zurückgezogen in ihrer
eigenen Welt leben. Wir haben den großen Austausch, wir haben eine Welt,
einen Gedanken, den wir leben. Natürlich ist auch vieles stark variiert
und es gibt viele Stile und Einflüsse. Jedoch im Endeffekt können wir
alle irgendwie über bestimmte Richtlinien miteinander kommunizieren.
Das finde ich das absolut Spannendste und Einmaligste am Graffiti im
Vergleich zu anderen Kunstszenen.
hiphopfotos.com:
Wie haben dir die Hip Hop Tage hier in Hamburg gefallen?
DAIM:
Ich habe leider hier überhaupt nicht viel mitbekommen. Ich war gestern
irgendwie die letzten 5 Minuten aufm Flash und das war’s von den ganzen
HipHop Tagen in Hamburg. Ich war hier absolut im Stress. Ich habe auf
jeden Fall gemerkt, entweder organisiert man was oder man ist irgendwie
jemand, der daran teilnimmt und produktiv ist. Na ja, meine Bilder sind
hier vielleicht ein bisschen zu kurz gekom |